Die Zeit für eine Schwabenkomödie war nie besser als heute, findet die Autorin Ulrike Grote: „Kein Bundesland geht mit so großen Schritten neue Wege wie Baden-Württemberg.“ Eine Mischung aus Heimatfilm und Fitzcerraldo hat die 47-Jährige gedreht. Zur Kinopremiere von  „Die Kirche bleibt im Dorf“ kamen die Hauptdarstellerinnen auf Traktoren ins Metropol-Kino. 

Es wäre zu schön gewesen. Wenn eine Regisseurin mit schwäbischer Leidenschaft etwas anpackt, sind die Ziele hoch gesteckt. Bis nach Hollywood streckte Ulrike Grote ihre Fühler aus. In ihrem Film, in dem es um Liebe und den Streit der Dörfer Oberrieslingen und Unterrieslingen geht, verirrt sich ein amerikanischer Millionär in die schwäbische Ehrlichkeit. Wie Robert Redford sieht er aus und will die Dorfkirche für fünf Millionen Dollar kaufen. Mit wem wohl sollte diese Rolle besetzt werden? „Natürlich haben wir bei Robert Redford angefragt“, sagt die in Pforzheim aufgewachsene Autorin, „und natürlich hat er abgesagt.“

Wenn Mister Redford wüsste, was er da verpasst hat! Eine temporeiche Komödie, die ein neues Genre schaffen könnte: den Schwabenfilm, der nicht nur unter Schwaben bleibt.

Jetzt bekam ein Redford-Double, auf der amerikanischen Internetseite „Lookalike“ von den Produzenten aufgespürt, den Part des Möchtegern-Redfords. Die anderen Hauptdarsteller des Films „Die Kirche bleibt im Dorf“, der am 23. August in etwa 50 Kinos kommt (auch in Berlin und Hamburg), sind dagegen alles Originale: Deutsche Kinostars, die in Stuttgart geboren sind und längst nicht mehr hier wohnen: Natalia Wörner, Karoline Eichhorn, Stephan Schad, Rolf Schübel. Die „Schwaben-Conneciton“ zeigt der Nation, was ein „Käpsele“, ein „Driabl“ und eine „Subarsach“ sind. Die Großen der Filmbranche wohnen mittlerweile in Berlin, Hamburg oder Köln. Mit Zakar Istepanian (auch mit diesem Namen kann man Schwabe sein) vom am Herdweg ansässigen Filmverleiher Camino habe ich darüber gesprochen. Wir bleiben in Stuttgart wie die Kirch’ im Dorf, waren wir uns einig. Wir wissen warum. Schwaben sind die Spitze der Bewegung, auch wenn sie wie wir gar nicht schwäbisch schwätza.

„Laible und Frisch“, der Quotenhit des SWR-Fernsehens um einen Bäckerstreit, musste nach der zweiten Staffel sterben. Die Geschichte, so erklärte der Sender, sei „auserzählt“. Ende des Jahres kommt nun „Die Kirche bleibt im Dorf“ als neue Schwabensaga ins Fernsehen. Der Kinofilm ist quasi der Pilotfilm der Serie. Die Fernsehfolgen spielen sieben Jahre früher. Wie schön, dass der SWR, der inzwischen im Stuttgarter „Tatort“ den Dialekt ausradiert hat, sich wieder an schwäbische Stoffe wagt! Jahrelang ließ der Sender die Finger davon. Zu tief saß der Stachel des einstigen SDR, der wegen seiner Affinität zum Schwäbisch-Einfältig-Humoristischen als „Spätzlessender“ verschrien war. Doch es geht auch anders, wie Ulrike Grote beweist.

„Nichts gegen die Bayern und ihre wunderbare Filme“, sagt die Regisseurin, „aber es kann doch nicht sein, dass es nur bayerischen Komödien gibt.“ In Bremen ist sie geboren und wuchs in Pforzheim auf, auf der Grenze zwischen Württemberg und Baden, zwischen zwei Welten. „Die Schwaben haben einen herrlichen Witz“, findet Ulrike Grote, „es ist ein ganz feiner Humor mit vielen Nuancen.“ Sie liebt die alten Spruchweisheiten, die sie aus ihrer Kindheit kennt. In ihren Film hat sie viel davon untergebracht. Beispiel: „Ihr Männer seid doch älle gleich. Ihr säet bloß unterschiedlich aus, damit ma eich auseinanderhalda ka.“ Bei den Dreharbeiten im Badischen wurde viel gelacht.

Alles fängt an mit dem Tod von Oma Häberle. Sie hat am Schlagloch ein Schlägle und fällt vom Moped. Weil sich die Oberrieslinger und die Unterrieslinger nicht leiden können, wird das Schlagloch, das sich auf der Grenze befindet, nicht repariert. Und die Oma beißt ins Gras.

In diesem Film geht es Schlag auf Schlägle. Eine wahre Freude! Und wir spüren: Mit dem Schwaben-Dasein ist es ein bisschen wie mit dem Alter. Man kann stolz darauf, auch wenn es Lasten mit sich bringt.

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