Wahnsinn!  Wie bekommen wir die heiß vermisste Freitreppe des Kleinen Schlossplatzes zurück?   Im Stuttgart-Album, der Facebook-Seite zu dem vom Stadtmedienzentrum herausgegebenen Buch „Stuttgart – Eine Stadt verändert ihr Gesicht“ von Uwe Bogen (Text) und Thomas Wagner (Fotos), wird wie irre  geklickt.  Innerhalb von drei Tage hatte der Beitrag über die Treppe  15 252 Besucher, 2122 Liks, 162 Kommentare. Hier deshalb ein kleiner Auszug aus dem Buch: 

Die Geschichte des Kleinen Schlossplatzes ist eine Geschichte der Emotionen. Vor dem Bahnprojekt Stuttgart 21 ist über kein anderes Thema in dieser Stadt so heftig gestritten worden. Es schien schon, als würden die stadthistorischen Erbanlagen für ein ewiges Trauma sorgen, als sei die Mitte der Königstraße auf der Westseite zum Provisorium verdammt. Hart umkämpft ist jeder Schritt von der Ruine des Kronprinzenpalais bis zum rundum verglasten Kunstmuseum.

Mit König Wilhelm I. fängt alles an: Von 1844 bis 1850 lässt er das feudale Palais für seinen Sohn erbauen. Kronprinz Karl lebt  dort mit seiner Frau Olga bis 1864, bis er dritter König von Württemberg wird. Im Ersten Weltkrieg geht das Kronprinzenpalais, das die Planie als Pendant zum Wilhelmspalais im Westen abschließt, in Staatsbesitz über. Das ehrwürdige Gemäuer dient als Ministerium, Bank und Ausstellungsort. Nach dem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg bleiben die Außenmauern erhalten – ein Wiederaufbau wäre möglich gewesen. Doch OB Arnulf Klett will den Grundriss der vom Krieg zerstörten Innenstadt neu ordnen und den Verkehrsweg in den Stuttgarter Westen öffnen. 1956 einigen sich Stadt und Land unter heftigen Protesten auf den Abriss des Palais. Aber erst 1965 werden die letzten Mauern der Ruine entfernt. Jetzt geht alles sehr schnell. Mit dem Bau des Planietunnels entsteht der Kleine Schlossplatz.

Etwa sechs Meter über dem Niveau der Königstraße stülpen die Architekten einen Deckel über den Verkehrsknotenpunkt von Straßenbahn und Autos. „Stadtbalkon“ nennt man die Betonplatte mit Verkaufspavillons, was eine Idylle vorgibt, die über Schnellstraßen nicht entstehen kan. 1977, als die Königstraße zur Fußgängerzone wird, entsteht eine merkwürdige Situation. Die Fahrspuren mit ihren beiden schwarzen Eingangslöchern bleiben unter dem Betondeckel verwaist, der damit seinen Sinn verliert. Denn der Verkehr ist um einen Stock tiefer gelegt, und darüber scheint nichts mehr zu stimmen. Der Kleine Schlossplatz gerät nach wenigen Jahren zum Pflegefall und steht für Drogen, Schmutz, Tristesse. Ausgerechnet an einem Ort, der mit dem Kronprinzenpalais zum edelsten Bezirk der Stadt zählte! Walter Belz, ein Architekt des „Stadtbalkons“, hat die rettende Idee. 1992 schlägt er vor, eine 30 Meter breite Freitreppe von der Königstraße hoch zur Betonplatte zu bauen. Zur Internationalen Gartenausstellung und zur Leichtathletik-WM im Jahr 1993 ist sie fertig – mit überwältigendem Erfolg. Der totgesagte Platz blüht auf. Den lieben langen Tag sitzen die Menschen auf den Stufen, sonnen sich, genießen den Blick aufs Neue Schloss und das Gefühl von südlicher Lebensart, schauen wie in einem Freilufttheater auf die Bühne der Fußgängerzone – auf das Straßentheater des Lebens. Manche fühlen sich an die Spanische Treppe in Rom erinnert und wollen nicht glauben, dass die Stadt diesen beliebten Treff zum Plaudern, Träumen und Schauen schon wieder opfern will. Ein neues Museum soll den Schlussstein der Königstraße bilden, die alte Wunde heilen. Auf ihre Treppe wollen die Stuttgarter, schon seit jeher eng verbunden mit Stäffele, nicht verzichten. Zwischen Kunstmuseum und Königsbau entstehen neue Muschelkalkstufen, etwas zurückversetzt, von der Königstraße nun weiter weg. Doch man sieht, dass diese Treppe ein Kompromiss ist. 

Die Meinungen der Facebook-Kommentare ist eindeutig. Hier einige Zitate:

„Ja da war alles noch viel schöner und entspannter… Pauls boutique war das beste…. Jetzt varanga naja… Damals war alles besser in der city.. Jetzt nur gehts nur noch drumm besser schöner… Keine coolen leute mehr…“

„Das waren noch Zeiten! Bei schönem Wetter hab ich da immer meine Mittagspause verbracht. Finde es sehr schade das sie weg ist :-((„

„Die hip hinten war mächtig ….. Überhaupt der ganze Park und die location sind nicht übertragbar… Bitte wenn jemand noch pics hatt hochladen !!!“

„Dank für dieses Bild! Ich vermiss die Heimat ja nun scho lang genug.. Die Erinnerung an die Freitreppe versüsst mir den regnerischen Feiarbend! ♥“

„…mit Tränen in den Augen denk ich an diese Stadt, Die mir schon so viel Leid und Freud gegeben hat…. Was würd ich nich geben um nochmal auf dieser Treppe sitzen zu können?“

„♥ Erste Liebe ♥ Freitreppe ♥“

„Die Treppe kenne ich, da haben wir 1983 Silvester gefeiert mit über 100 unbekannten Menschen, die wir live übers Radio zu einem spontanen Silvesterfest eingeladen hatten :-))))“

„Da kommt ja richtige Melancholie auf und Gedanken an unbeschwerte Tage – Stichwort: ‚Verschwende Deine Jugend!‘

 

 

 

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