Wenn das neue Jahr so wird wie die neuen Kalender, wird es prall und prächtig. Hier geht es um Jahresbegleiter aus Stuttgart. Nach chinesischer Berechnung wird 2014 das Jahr des Pferdes. Es könnte aber auch das Jahr des gerupften Huhnes werden. 

Mercedes hat vorgelegt – und Jaguar angebissen. Gute Autowerbung braucht keine Autos. Zum Groove des 80er-Discoknallers „Upside Down“   swingt das Federvieh   von Mercedes  – aber nur bis zum Hals. Die Hühnerköpfe bleiben  starr und stumm.  Die  Stuttgarter Autobauer werben mit dem witzigen TV-Spot der  Hamburger Agentur Jung von Matt für ihre  automatische Federanpassung der S-Klasse.   So intelligent kann Fahrwerktechnik heute sein,  lautet die Botschaft. Dies hat die Gehirnzellen der Konkurrenz herausgefordert. Jaguar schickt als Antwort  den Disco-Hühner-Dieb los. Der Gegenschlag der  Sportwagenschmiede, als ähnlicher Werbespot mit ganz anderem Ausgang ins World Wide Web  gestellt, ist gerade ein Facebook-Renner.  Nur Tierschützer finden’s nicht so lustig. Bei Jaguar wird das Huhn von der Raubkatze zerrupft. Wildwechsel. Werbung nervt doch nicht immer. Die größte Auszeichnung für Kreative ist es, wenn ihre  Kampagne von der Konkurrenz  parodiert wird.

 HuhnDie Automesse im Januar in  Detroit hat schon jetzt ihr Thema: den Werbekampf von Jaguar gegen Mercedes. US-Zeitungen schreiben vom „Chicken-War“. Steigen wir ein ins Jahr des gerupften Huhnes? Nach dem chinesischen Kalender ist 2014 das Jahr des Pferdes. Als temperamentvoll und unruhig gilt das Pferd, was bedeutet: Dieses Jahr bringt viel  Bewegung und   Veränderung, aber auch Anmut und Eleganz.

Aber wer weiß das  so genau? Was das neue Jahr 2014  mit uns macht, verrät selbst der schönste Kalender nicht.  Die Blätter für die Zukunft sind Hoffnungsboten. Und stumme Melder der Vergänglichkeit.

1000 Kalender wurden eingereicht  beim  Wettbewerb Gregor International Calendar Award. Die besten Exemplare werden nach der Preisverleihung am 23.  Januar bis zum 10. Februar im Haus der Wirtschaft ausgestellt. Die Besucher können dort  die Blätter anheben, um ins neue Jahr hineinzuspicken. Dies hat was vom Blick in die Glaskugel. Lieber Kalender,  verrätst du uns die Zukunft?

Mit weißen, schwarzen oder grauen Zahlen drückt das Kalendarium die Monotonie des Alltäglichen aus. Das vorhersehbare Einerlei tritt hinter der bunten Bilderflut zurück, mit der die  Kalendermacher das Jahr so schön wie möglich gestalten. So wecken sie Neugier auf das Unvorhersehbare.  Tolle Aussichten für 2014. Die Auswahl  scheint  endlos. Es gibt Hundekalender, Katzenkalender, Pferdekalender, Segelkalender, Autokalender, Playboy-Kalender,  Landschaftskalender, Abreißkalender, Bastelkalender.   Immer mehr Kalender werden selbst gemacht. Es gibt melancholische, literarische, erotische  und fröhliche Kalender.  Beim Blättern wünscht man sich, dass  das Jahr so fröhlich wird wie „Auf gut Schwäbisch“, wie der Kalender zur Erfolgsserie der Stuttgarter Nachrichten.  Peter Ruge hat jeden Monat bebildert. Im August  sehen wir ein Paar in Badekleidung und mit Smartphones. Der Monatsspruch ist eine  schwäbische Liebeserklärung: „Dädsch mi nemma, wenn i di wett?“

Die Heimatliebe  entspricht dem Trend, den  Patrick Mikolaj mitbegründet hat. Der Erfinder des „Unnützen Stuttgartwissens“ (USW) liefert einen Wanderkalender mit  tollen Ansichten der Stadt. Bei Facebook hat der 32-Jährige  über 31 000 Fans. Mit dem Stuttgart-Album, dem  Geschichtsprojekt, das es im Internet, als Serie in den Stuttgarter Nachrichten und als Buch gibt,  hat sich Mikolaj  zusammengetan. Beide Facebook-Seiten stellen gemeinsam Beiträge ins Netz. „Dies  ist naheliegend“, sagt der USW-Erfinder, „haben die Betreiber beider Seiten diese  aus Liebe zu ihrer Stadt ins Leben gerufen.“ Die Liebe zum Stuttgarter Ballett führt zu großartigen Kalendern von Fotograf Bernd Weißbrod– auch für 2014 wieder.

Im Kalender gibt es feste Größen – Jahr für Jahr: Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Feiertage.   „Man kann  sogar seine Gefühle nach dem Kalender regeln“, hat Kurt Tucholsky festgestellt. Dies sei nicht weiter schlimm, meinte der große Dichter: „Hauptsache, man hat welche.“

 

 

 

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