Eine   rote Spur zieht sich durch Stuttgart – es ist die Spur der Fotografin Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer. In Rot bildet sie das pulsierende Leben der Stadt ab.

Rot, die Farbe des Blutes, ist immer ein Statement. Rot steht für die Wut und für die Lust. An Orten, an denen Menschen beruhigt werden sollen, etwa in einem OP-Saal, sieht man niemals Rot.

Zart, kraftvoll, reduziert auf das Wesentliche

Diese Farbe ist klischeebeladen. Doch wie das mit Klischees oft  ist,   steckt  auch Wahrheit drin. „Rot pusht“, sagt die Fotokünstlerin, deren rote Liebe nie endet – eine Liebe für Stuttgart.

"Rotrait" von SIlvie Brucklacher-Gunzenhäußer aus dem Foyer des Pressehauses Stuttgart. Auf dem Stuhl: der Blogger.

„Rotrait“ von SIlvie Brucklacher-Gunzenhäußer aus dem Foyer des Pressehauses Stuttgart. Auf dem Stuhl: der Blogger.

Mit ihrer roten Leinwand hat sie mich nun im Pressehaus Stuttgart besucht,  um der  Zeitung aus Papier eine Liebeserklärung auf ihre knallrote Weise zu machen.   

„Zart, kraftvoll, reduziert auf das Wesentliche“ – so rühmt  der Kabarettist  Peter Grohmann  die „Rotraits“, wie die Künstlerin ihre Fotografien nennt. Auch als Bücher gibt es die „Rotraits“, und in Ausstellungen kann man sie bewundern.

Die nächste Schau der gestochen scharfen Bilder mit dem roten Stoff startet an diesem Mittwoch im  Bistro Brenner im Bohnenviertel. Silvie Brucklacher-Gunzenhäuer ist nicht nur eine großartige Fotografin, sondern auch sehr schnell. Denn das gerade erst im Foyer des Pressehauses aufgenommene Foto wird im Format 120 mal 80 Zentimeter im Brenner neben weiteren Rotraits aufgehängt. Man sieht darauf  Journalisten und kreative Köpfe der Stadt beim Zeitungslesen. Sie halten Papier vor ihre Augen, starren nicht aufs kleine Smartphone.

Man nennt sie  „Taubenfee“ 

„Uwe and Friends“, so nennt sie ihre neuen Fotos und erklärt: „Es  ist mein neuer Ansatz, mit der roten Leinwand zu reisen und beim Fotoshooting mit einem ,Gesicht in Stuttgart’ das Umfeld miteinzubeziehen, ein bisschen Stuttgarter Flair mitzunehmen und auf das Bild zu bringen.“ Weil wir Journalisten nicht so geübt im Modeln sind, haben wir uns von einem Profi zeigen lassen, wie’s geht:  Alegra Cole, die sich unter anderem für die Mode von Valentino, Hugo Boss und Otto  fotografieren ließ und heute  europaweit als DJane gebucht ist, war eine der Zeitungsleser am roten Stoff – wie auch  Äffle & Pferdle alias  Heiko Volz und  Volker Lang.

Rotrait von Uwe Bogen Foto: Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer

Rotrait von Uwe Bogen
Foto: Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer

Von Lothar Späth bis Eric Gauthier,  von  Wolfgang Dauner  bis  Manfred Rommel, von  Timo Hildebrand bis Fritz Kuhn – seit 2003 wächst der Stamm der Rothäute beständig. Als „süchtige Fotografin“ bezeichnet sich die Mutter von zwei Söhne und fünf Enkelsöhnen. Seit fast 40 Jahren lebt das frühere Model, das zuletzt mit 68 Jahren  auf  Teneriffa  für die „Brigitte“ fotografiert worden ist, in Stuttgart, in dieser, wie sie findet, „lichtdurchfluteten Stadt mit den herrlichen Wohnmöglichkeiten“. Stuttgart sei „sehr entspannt, sehr freundlich, sehr unkompliziert“. Hier könne sie sein, ohne sich zu verbiegen. „Bei uns  gibt’s wenig Jet-Set und Schicki-Micki“, sagt die Frau, die von vielen „Taubenfee“ genannt wird. Über 14 000-mal haben sie und ihre Mitstreiter bereits echte Taubeneier gegen Kunststoffeier ausgetauscht, um damit die Zahl der Stadttauben zu reduzieren.

Die Tierschützerin wird sich weiterhin für Tiere engagieren. Und sie wird   den roten Faden mit  Fotos weiterspinnen. Noch viel mehr „Rotraits“ sind geplant – in der neuen Staffel mit dem Umfeld der Porträtierten.  Ihre Stadtliebe wird immer wieder neu entfacht. In Stuttgart gehen die kreativen  Köpfe nicht aus – es gibt so viele   interessante Menschen, die hoffentlich  so gern Zeitung lesen wie wir. Vielen Dank, Silvie!

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