„Willst du das Elend sehen?“, schrieb der Fotograf Christian Hass in seiner Mail an mich und schickte dazu dieses Bild, das er auf dem Fernsehturm bei den „Live Lyrix“ gemacht hat. Keine Ahnung, ob er mit dem Elend mich  oder den SWR-3-Moderator Ben Streubel gemeint hat, der rechts neben mir mit dem Mikro zu sehen ist. Oder uns beide. Benny jedenfalls hat seine Sache gut gemacht. Dort oben auf dem Partydeck feierte er mit 60 geladenen Gästen eine witzige und emotional ergreifende Premiere seiner Lyrik-Show. Die neue Frauenstimme der Tour ist TV-Star Alexandra Kamp. Mit ihrem Kollegen Ronald Spiess treibt uns die Schauspielerin mit Übersetzungen von Perlen der Popmusik Gänse auf die Haut.

Die Macht der Worte. Oft verpufft sie, weil wir von den Hits nicht alles verstehen, die endlos ausländisch aus dem Radio rauschen. SWR 3 hält mit den „Live Lyrix“ dagegen. So lustig und spontan war Streubel, dass unentwegt das Kichern der Frau Kamp ausbrach.

Es gab gar eine Welturaufführung nah an den Wolken. Für seinen Kumpel Streubel hat Udo Lindenberg seinen ersten Song, den er 1969 auf Englisch geschrieben hat, im Hamburger Hotel Atlantik mit Gitarrenbegleitung aufgenommen. „The River“ heißt das Lied, das auf dem Fernsehturm erstmals öffentlich gespielt wurde. Das Lied erzählt voller Melancholie vom Fluss des Lebens, inspiriert von Hermann Hesse, Lindenbergs Held junger Tage. „Als ich damals Hesse las“, erzählte Udo aus dem Off, „wunderte ich mich, dass der Mann so viel von mir weiß, obwohl er mich gar nicht kennt.“ Fast hätte der Panik-Chef noch vorbeigeschaut. Am selben Abend war er nicht weit entfernt bei einem Sponsorentreffen seiner Stiftung in Pforzheim.

Udo hat eine tolle Lyrik-Show verpasst, die noch toller gewesen wäre, hätte ich nicht auf die Bühne gemusst. Für ein lustiges Spielchen holte Streubel eine junge Frau aus dem Publikum, die sich ihren Spielpartner ebenso aus dem Publikum aussuchen durfte. „Such dir einen aus, den du mit nach Hause nehmen würdest“, sagte Streubel. Die Blondine entschied sich für mich.

„Warum hast du den Uwe ausgewählt?“, fragte Streubel und gab zu, dass er mich schon länger kenne. Die Antwort: Weil der so sympathisch aussehe. Na bitte. Beim Gewinnspiel – wir mussten die deutschen Titel von englischen Übersetzungen erraten – habe ich haushoch verloren. Ich erkannte nur Peter Maffays sieben Brücken. Frau Kamp stand neben mir auf der Bühne und sagte trotz meines Flehens nix vor. Das wird Folgen haben. Das nächste Mal gibt’s einen Verriss in der Zeitung, Frau Diva! Und meine schöne Spielpartnerin hat mich auch nicht mit nach Hause genommen.

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