Dicht und eng schwimmen riesige Sardinenschwärme, bis  Menschen  sie aus dem Meer fischen. Die virtuelle Welt ist auch nur ein Ozean. Unzählige Nachrichten gehen uns Tag für Tag  ins Netz, und wir wissen nicht, ob Unrat   darunter ist, das, was man  bei Zeitungen eine Ente nennt. Man verliert  schnell  den Überblick im Internet.  Was stimmt von dem, was da so schwärmt? Was ist halbrichtig? Und was ganz falsch? In den sozialen Netzwerken gerät  man bei  manchen Eintragungen, den Posts,    leicht  ins Schwimmen.

„Hat einen Knall: Maler will Schallmauer streichen“, lautet eine dieser kuriosen Überschriften.  Kann das wahr sein? Aus  Dänemark kam folgende Nachricht: „Menschenfreunde sind entsetzt.  Der Kopenhagener Zoo vermindert seinen Bestand an Personal und lässt einen 59-jährigen Angestellten einschläfern.“  Geht’s noch?   Und aus Nyon, dem Sitz des  Dachverbands des europäischen Fußballs, erreichte uns dies: „Die Uefa  führt Schiedsrichter für Begegnungen zwischen Jürgen Klopp und Journalisten ein.“ Ist das nicht völlig bekloppt? Aber andererseits: Nichts ist unmöglich!

Wenn wir im Internet auf Nachrichten stoßen, deren Veröffentlichungsdatum der 1. April sein müsste, steckt   meist „Der Postillon“ dahinter, eine Satire-Redaktion, die vorgibt,  „ehrliche Nachrichten  seit 1845“ zu verbreiten. Man kann diesen Brüder also nichts glauben.  Aber eines behaupten sie steif und fest: Mit  der Meldung  zum Verbot der  Musik  von Helene Fischer in der  Stuttgarter Hochschule der Medien  habe man  nichts zu tun. Auf der Facebook-Seite des Studiengangs  Online-Medien-Management (OMM) fand sich folgende Notiz: „Liebe Studierende! Auch an dieser Stelle der Hinweis: Das Abspielen von Liedern der Interpretin Helene Fischer in den Räumen der HdM verstößt nicht nur gegen die Hausordnung der Hochschule der Medien (§3, Absatz 2/14), sondern auch gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (Art. 3) sowie gegen den guten Geschmack!“

Der Hammer!  Wenn „Der Postillon“ nicht dahinter steckt, stimmt’s womöglich doch! Heftig  rauschte  diese  Meldung durch die Medienwelt. „ HdM disst Helene Fischer“, klagte SWR 3. Und die „Augsburger Allgemeine“ prangerte  an: „An der Stuttgarter Hochschule wird Musik    von Helene Fischer verboten.“ Die spinnen, die Wutschwaben!

Für den  Studiengang OMM hat sich der Wirbel im Internet gelohnt. „Wir hatten 80 000 Klicks auf unserer Facebook-Seite“, berichtet Marco Jakob, 30, akademischer Mitarbeiter. So richtig freut er sich darüber nicht.  Den Namen Helene Fischer, sagt er, kann er nicht mehr hören.

Fast scheint es, als sei es ihm unheimlich, weil die Flut, die er ausgelöst hat, nicht zu stoppen ist. Wie eine Epidemie hat sich das angebliche Helene-Fischer-Verbot im Netz  verbreitet, wie ein Virus. Experten sprechen  vom „viralen Marketing“ – von einer Form der Werbung, die im Internet ohne viel Geld durch massenhaftes  Anstecken  möglich ist. Ein Beispiel dafür ist der Supergeil-Spot von Edeka. Jakobs Studenten sollten dieses PR-Mittel lernen.  Dass so viele Journalisten und Blogger   seine Notiz   übers Helene-Fischer-Bashing für bare Münze nahmen,  überrascht den 30-Jährigen dann doch. Zwar stehe in der HdM-Hausordnung,  in den Hörsälen sei das Abspielen  lauter Musik verboten. Doch spätestens  beim Verweis  auf  die Menschenrechtskonvention hätte  jeder die Meldung als Satire erkennen müssen – als atemlosen Gag.

Wer reingefallen ist, dem sollte es eine Lehre sein: Sei wachsam im Netz! Alle anderen treffen sich anm Dienstag nach Ostern, , 11 Uhr, am Eingang der HdM, um im großen Chor  ein Loblied auf die  bildende  Studentenaktion anzustimmen: „Atemlos schwindelfrei, großes Kino für uns zwei.“ 

Wer damit denn wen nun disst? Ist egal, wenn die Satire küsst!

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